Mallorca gehört zu den Orten, die meine Liebe zum Meer wohl erst richtig aufblühen ließen. Erst wollte ich nie dorthin – zu viele Deutsche und zu viel Partytourismus – dann war es ganz schnell eine große Liebe. Neben 9 oder 10 Urlauben dort fernab vom Ballermann habe ich 2005 auch eine Zeit auf der Insel gearbeitet – als Animateurin… Also war ich dem Tourismus auch einmal noch deutlich näher 😉 Zu der Zeit war es aber das Beste, das mir passieren konnte, war ich daheim doch sehr depressiv geworden. Mein Selbstbewusstsein wurde gestärkt, als ich als Sportmuffel und Ahnungslose als Sportanimateurin ohne jegliches Wissen auf die Gäste losgelassen wurde – aber es hat funktioniert – und ich war so sportlich wie wahrscheinlich nie in meinem Leben 😀 Und auch Siegerehrungen, die ich am Abend vor bis zu 1200 Menschen auch mal in 2 oder 3 Sprachen halten musste, haben mich heraus gefordert und wachsen lassen. Ich war nicht lange dort tätig, aber es hat gereicht und war eine grandiose Erfahrung.
Das ist hier heute aber gar nicht das Thema. Ich reise nach wie vor auch oft allein nach Mallorca, weil ich das Alleinreisen mittlerweile für mich entdeckt habe und eben auch dort Menschen kenne. Aber auch, weil es so nah ist und ich meine Sehnsucht nach dem Meer hin und wieder kurz befriedigen kann.
Eine Freundin riet mir vor meiner letzten Reise dorthin, dass ich mir doch einfach eine kleine Wohnung nehmen soll, einfach um meine eigenen 4 Wände zu haben, um nicht mehr bei Mutti zu wohnen. Meine Antwort darauf war, dass ich das Geld für eine Miete lieber jeden Monat in eine Woche „am Meer sein“ investiere. Das ist eine Momentaufnahme, und viele können das sicher gar nicht verstehen – und das kann ich sogar verstehen, denn ehrlich gesagt gibt es auch andere Momente, in denen ich mir einen Hafen und eine gewisse Beständigkeit in meinem Leben wünsche. Grundsätzlich mag ich aber mein Chaos, mein Leben außerhalb eines routinierten Alltags, in dem ich dem Leben eben viele Möglichkeiten gebe, mir Türchen aufzuzeigen, die ich nicht sehen würde wenn ich wöchentlich immer den gleichen Abläufen folgen würde. Aus Erfahrung weiß ich, dass genau dann, wenn man dem Leben einfach mal das Ruder überlässt oder seiner inneren Stimme folgt, die genialsten und wundervollsten Dinge passieren. Grundvoraussetzung dafür ist eben eine ganze Portion Urvertrauen – in das Leben und in sich selbst. Auch ich schaffe das nicht immer, dank meines deutschen Sicherheitsdenken, das ist ein langer Prozess, aber ich werde immer besser 🙂
„Wenn Tage Spuren von „müssen“ enhalten“
Nirgendswo sonst habe ich so extrem das Gefühl, irgendwas zu müssen oder sein zu müssen als in Deutschland – schon auf Facebook sieht man sooo viele Leute, die jeden Montag verfluchen und jeden Freitag feiern, weil die Woche rum ist – ich frage mich immer, warum die sich nicht etwas im Leben suchen, das sie erfüllt, vor allem beruflich. Sehen wir es doch mal so: Es gibt keine Probleme, es gibt nur Lösungen – wenn man seine Sichtweise ändert oder einfach nur ein bisschen mehr daran glaubt und sich nicht so vom Geld abhängig machen würde. Natürlich „muss“ auch ich arbeiten um das Geld zu verdienen damit ich woanders sein darf, am Strand, und das regelmäßig. Grundsätzlich habe ich aber Existenzängste ablegen können, lebe nicht mehr im Mangeldenken sondern im Vertrauen, dass immer genug da sein wird, um meine Wünsche zu erfüllen. Und genau in diesem Vertrauen finden immer wieder die richtigen Aufträge und Kunden zu mir, die auch zu mir passen, mit denen sich das Arbeiten nicht wie Arbeiten anfühlt – ohne dass ich Werbung mache, ohne dass ich Likes kaufe oder 20.000 Follower irgendwo habe.
Unzufriedenheit wurzelt auch viel zu oft im Vergleich – mit anderen. Facebook ist, glaube ich, bei diesem Thema auch ein echter Unruhestifter, jeder postet nur die Schokoladenseite, keiner weiß aber, wie es hinter der Fassade aussieht und welchen Weg der ein oder andere überhaupt gehen musste um dorthin zu gelangen. Wenn wir uns alle einmal daran erinnern würden, dass jeder einzigartig ist, und gut, genauso wie er ist, dass jeder Weg einzigartig ist und die Art und Weise, wie man ihn geht – warum sollte man sich dann vergleichen? Es ist Zeitverschwendung – und Verschwendung wertvoller Energie, die man lieber in seine eigenen Herzensprojekte stecken sollte.
Prioritäten setzen ist auch ein wichtiger Punkt, die liegen eben auch bei jedem woanders – ich habe ganz andere als die meisten, mir ist das „am Meer sein“ so wichtig, wie die Luft zum Atmen, krass ausgedrückt. Ich habe noch nie einen Kredit aufgenommen, habe noch nie einen Neuwagen gefahren, ein Eigenheim ist nicht zwingend ein Ziel, da ich gern überall in der Welt daheim bin (weil mir innerer Wachstum am wichtigsten ist) – denn Geld und materielle Dinge sind nicht wichtig für meinen inneren Frieden. Wer sein Glück im Außen und in anderen Menschen sucht, wird immer nur zeitweise befriedigt, nie aber komplett – und genau da möchte ich hin kommen und mich von gewissen Zwängen lösen. Klar ist „am Meer sein“ ebenso ein äußerer Umstand, der mich zeitweise glücklich stimmt, den gönne ich mir aber, ich genieße die Zeit allein, meditiere, reflektiere mich, um genau in diesen Zustand kommen zu können – innerer Frieden, glücklich sein mit mir selbst – und das im Hier und Jetzt…
In diesem Sinne:
„So much of who we are is where we have been!”