Von Bali nach Brisbane… 6 Wochen planlos auf Reisen

1. März 2017
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… einer der besten Entscheidungen meines Lebens. Und weil sich niemand in meinem näheren Umfeld die Zeit zum Reisen nehmen kann oder will kam ich allein auf Bali an – um meinen „eat-pray-love-traum“ zu verwirklichen…
das dachten sich schon sooo viele vor mir wie ich dann ernüchternd fest stellen musste. Je höher die Erwartungen desto größer die Enttäuschung, so ist das oft im Leben. So auch auf meiner Bali-Reise.

In Reisegruppen bei Facebook war ich immer erstaunt, wie schlecht Bali bei vielen abschnitt. Hatten sie allesamt nichts vom „Spirit of Bali“ gehört und sind dem mal auf den Grund gegangen?
Hatten sie vielleicht nicht, erlebt hab ich ihn aber auch nicht. Dabei war es genau das, was ich erleben wollte, aber 2 Wochen sind einfach zu kurz, um einmal wirklich tief in die Kultur einzutauchen. Dass es aber sooo extrem touristisch ist und mir die Freundlichkeit mehrfach nur vorgespielt wird, damit habe ich dann doch nicht gerechnet. Es ging immer nur um das Geld in meiner Tasche, ich wurde sogar einmal ausgelacht, als ich wissentlich, gutmütig und willentlich mehr Geld für etwas bezahlt habe – irgendwie zerplatzte da meine Seifenblase über diesen doch eigentlich spirituellen Ort. Der einzige Strand, den ich gesehen habe, war  mit Müll übersät, während eines Schnorcheltrips schwamm ich sogar im Müll.
Aber genug der negativen Dinge – ich hatte trotzdem eine gute Zeit dank toller Menschen, die ich dort wiedersehen durfte. Es waren auch Highlights dabei, die ich zelebrieren konnte.

2 Wochen später ging dann mein Flug weiter nach Brisbane.
Meine Pläne hatten sich geändert… Ich hatte nämlich keine mehr 😉 Die Gründe für die Reise waren nicht mehr die gleichen, meine private Situation eine andere, und somit war alles offen… und nichts weiter gebucht. Ich kam also in Brisbane an, hatte eine Airbnb-Unterkunft für die ersten 4 Nächte und wollte schauen, wie ich nun 6 Wochen in Australien verbringen könnte. Ich fühlte mich auf einmal wieder sehr deutsch, wie auch oft auf Bali… Da lag eine totale Unsicherheit vor mir, nicht mal eine Idee, wie ich die Zeit nutzen wollte – ich kam mir total verloren vor… am so einem wunderschönen Ort 😉 Luxus-Probleme, jammern auf hohem Niveau – was anderes kann man dazu nicht sagen. Und so entschied ich mich meine dazu gewonnenen Freunde in Cairns besuchen zu fliegen – wenn aus Airbnb-Hosts Freunde werden ist das wohl eines der tollsten Geschenke für Reisende. Zum 3. Mal in Cairns kam ich dann doch irgendwie wieder in einer Comfortzone an – am anderen Ende der Welt. So überlegte ich, wie es nun weiter geht und hab mich ständig gefragt „Was willst Du jetzt wirklich hier sehen und machen?“ Und da mein Blog nicht umsonst „beach please“ heißt entschied ich mich mir den schönsten Strand Australiens anzuschauen. Aber wie dort hin kommen? Fliegen? Da verpasse ich viel. Mit dem Auto allein fahren? Bei dem Gedanken kam die Angst… und das ist dann am Ende IMMER genau das was ich tue. Sich der Angst stellen um weiter über sich hinaus zu wachsen. Gesagt getan, mit Zwischenstopp in Townsville, bei dem ich eine deutsche Fotografin kennen lernen konnte durch den Airbnb-Host (ich glaube nicht an Zufälle 😉 ) kam ich nach 5 Tagen Roadtrip mit viel lauter Musik und total entspannt in Airlie Beach an um einen Tagesausflug zum bekannten Whitehaven Beach zu machen.

Und ich war nicht die einzige alleinreisende Frau – das war irgendwie toll zu sehen. Dass es auch anderen so geht und sie beim Reisen einfach gern mal ihre Ruhe haben und allein ihr Ding machen.

Da ich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in Melbourne sein sollte, also noch Zeit zum überbrücken hatte und Flüge dort für mich nur nach Sydney möglich waren, dachte ich mir, ich  nehme diese Stadt auch noch mit. Und weil ich über die Freundin eines Freundes deren Freund an einem Abend im Vorjahr mal 2 Stunden kennen lernen konnte, hab ich genau diesen gefragt, ob er mich für 4 Tage bei sich aufnehmen konnte….  Kein Scherz  –  das war so, und ich glaube, sowas wäre mir in Deutschland niemals passiert, denn dieser Mensch hat mir sofort, ohne zu zögern, seinen Wohnungsschlüssel und eine noch geladene Busfahrkarte entgegen gestreckt, er bat mich, sich am Kühlschrank zu bedienen, zeigte mir kurz die Stadt, erklärte mir alles haargenau und überließ mich dem schönen Sonnenuntergang an der Oper.
Ich saß auf einer Bank, als sich ein alter aus Italien stammender Mann neben mich setzte. Er erzählte mir seine Geschichte und dass es seit Wochen nicht mehr sonnig war in Sydney, ich glaube er sagte sogar, dass es der kälteste Sommer war – ich wusste ja schon lange, dass mir die Sonne folgt. Da war also eine weitere Bestätigung 😉
Und auch in Sydney war ich nicht allein, ich traf endlich eine Fotografin persönlich, mit der ich schon länger bei Facebook befreundet war. Auch die Schwester einer meiner Bräute verbrachte mit mir einen tollen Tag bei schönstem sonnigen Wetter und einem kleinen Fotoshooting. Ich war also nie allein und lernte noch weitere tolle Menschen in dieser Stadt, die mir überhaupt nicht gefallen hat, kennen mit denen ich vor allem grandiose Momente verbrachte, die ich  nicht wieder vergesse.
Für den Aufenthalt dort habe ich keinen Cent zahlen müssen, ich habe mich selten so willkommen gefühlt wie generell in Australien.

In Melbourne pünktlich angekommen ging es dann noch mal auf einen 5-tägingen Roadtrip entlang der Great Ocean Road. Ich hatte meinen Aufenthalt nun doch auf 4 Wochen verkürzt – die private Situation hat mich im Herzen nach Hause gerufen 😉 So war es ein toller Abschnitt und entgegen dem, was ich ursprünglich geplant hatte war es soooo viel mehr erlebnisreicher als ich es mir jemals hätte vorstellen können.

Nach Australien kam ich beim ersten Mal ohne jegliche Erwartungen – und ich habe mich so unendlich in dieses Land verliebt. Australien hat mich wach gerüttelt, alles auf den Kopf gestellt und meine Richtung im Leben in eine ganz andere geschoben – nicht ganz anders, denn es war für mich schon immer wichtig, viel zu reisen. Erst jetzt gehe ich dem aber so wirklich vom Herzen nach.
Und ich bin ein ganzes Stückchen weniger „deutsch“ geworden, lasse Dinge auch einfach mal ungeplant auf mich zukommen, lasse dem Leben die Möglichkeit, mir Türen aufzuzeigen, die man niemals auch nur im entferntesten in Erwägung gezogen hätte um auf Menschen zu stoßen, die dem persönlichen Wachstum so unheimlich geholfen haben.

So viele Leute in meinem Umfeld denken und sagen immer „Du hast ein Leben“ oder „Du musst es ja dicke haben“…. Eben nicht, ich war selbst überrascht wie wenig mich diese 6 Wochen gekostet haben… eben wegen der Türchen. Und die gab es nur, weil ich vorher mutig genug war, allein loszuziehen um neue Bekanntschaften zu schließen.

Weil ich mutig genug war, dem Flow des Lebens zu vertrauen, auf mein Herz zu hören und meinem Bauchgefühl mehr Beachtung zu schenken – dort sind die schönsten und wichtigsten Momente entstanden und damit Erinnerungen, die mit keinem Geld der Welt zu bezahlen sind – sie sind also meiner Erfahrung nach wertvoller als jeglicher materieller Besitz.

In diesem Sinn:
„Fill your life with adventures, not things! Have stories to tell not stuff to show”