… denn manchmal begegnen uns Hindernisse, die uns zwingen, einer Umleitung zu folgen und somit einen Umweg zu fahren.
5,5 Monate Kreta fühlten sich zu Beginn wie eine kurze Umleitung, ein kleiner Umweg, an, denn es war eine Notlösung – nur noch mal schnell das Meer in 2020 sehen, wenn auch nur für 2-4 Wochen, solange es noch geht. Der Plan war eigentlich nach Neuseeland, Australien und Bali oder den Philippinen zu gehen, endlich für 6 Monate, wie ich es mir seit 2 Jahren wünsche, aber das Leben hatte andere Pläne…
Ich hatte noch Flug-Gutscheine, war auf der Suche nach Flugzielen und ich weiß gar nicht mehr, wo ich ursprünglich genau hin wollte, aber die Suche schlug mir sofort Athen vor – also ließ ich mich intuitiv darauf ein und habe angefangen über Griechenland nachzudenken… ein Land, das definitiv nicht auf meiner bucket list zu finden war. Ich habe mir die südlichste Insel raus gesucht, um noch ein wenig wärmende Sonne abzubekommen – mit einer Direktverbindung, damit ich unnötiges Fliegen vermeiden konnte. In absoluter Abgeschiedenheit und Isolation, weil Hotels teilweise vollkommen leer waren, konnte ich noch ein paar wirklich sehr warme Tage genießen.
Aus einem kleinen Umweg aus der Not heraus wurde dann immer mehr ein ausgedehnter Umweg. Ich habe mich in den Bergen, in der Natur, in der Stille der Abgeschiedenheit immer wohler gefühlt. Unwissend bin ich davon ausgegangen, dass es auf Kreta ebenso hauptsächlich um tolle Strände geht und habe mich gar nicht weiter mit der Insel befasst – ich war also ziemlich überwältigt von dieser unendlichen Berglandschaft und der rauen Umgebung. Wer mich näher kennt weiß, dass ich schon länger ein ziemlich zurück gezogener Mensch bin, der uuuunheimlich gut allein sein kann, seit Australien liebe ich es in der Natur und in der Stille zu sein, gefühlt war Kreta bzw. ein spezieller Teil von Kreta ein absoluter Seelenort, an dem ich am Ende volle 4 Monate verweilen durfte.
Durch Corona ist Mutter Erde, das Umwelt- und Tierschutzthema, für mich auf der Prioritätenliste ziemlich nach oben gerutscht – auch wenn ich da selbst auch noch sehr viel an mir zu arbeiten habe. Zumindest mache ich alles schon mal deutlich bewusster, was mein Konsum- und Essverhalten angeht, das war auch schon vor Corona so. Jeder noch so kleine Schritt trägt ja zum großen Ganzen bei.
Ohne eine gesunde Erde wird es auch keinen gesunden Lebensraum und somit keine gesunden Menschen geben – daher bleibt bei mir persönlich der Wunsch nach „Normalität“, so wie sie vorher war, gänzlich aus, denn ich bin davon überzeugt, dass uns diese „Normalität“ erst diesen Zustand eingebrockt hat. Wir haben gesehen, wie schnell sich die Natur erholt, wenn wir nur mal ein paar Tage oder Wochen aus dem normalen Trott aussteigen, ich weiß nicht, wem da nicht das Herzl aufgegangen ist 🙂
Im Tierschutz wollte ich sowieso schon länger endlich mal aktiv werden, persönlich in Aktion treten, bisher habe ich das über Spenden unterstützt. Ich möchte zukünftig auch noch viel mehr Bäume pflanzen, vor allem aber wollte ich endlich einmal etwas tun, bei dem es nicht um mich oder ums Geld geht, etwas, bei dem es nur ums bedingungslose Geben geht… aber vor Kreta begleitete mich eigentlich schon immer so eine Leere, die mir die Motivation und Kraft geraubt hat, wirklich aktiver zu werden – mein „Cup“ war einfach nie aufgefüllt, da war viel Mangel/Mangeldenken, mir ist es dadurch schwerer gefallen, großzügiger zu sein und zu geben, aus Angst nicht mehr selbst genug zu haben – sei es Zeit oder Geld.
Man sagt ja „you can’t pour from an empty cup“ und als sich mein „Cup“ immer mehr füllte, nur durch das pure Sein an einem richtigen, wichtigen Ort, erst dann habe ich das erste Mal in meinem Leben gespürt, was dieser Spruch bedeutet und wie es ist, wenn der „Cup“ aufgefüllt ist, unabhängig von anderen Menschen – wenn die Dankbarkeit überschwappt und man so viel zu geben hat, dass man gar nicht weiß wohin mit der Fülle im Herzen – das hat dieser besondere Ort tatsächlich in mir ausgelöst. Das erste Mal habe ich mich zu keiner Zeit allein gefühlt oder mich nach einem Partner oder einer Gesellschaft gesehnt. Da war zum ersten Mal keine Traurigkeit sondern nur Fülle.
Da hat dann auch das Tierheim zu mir gefunden, das Universum hat alles geliefert, was ich mir in meiner positiven mentalen Stimmung / Haltung gewünscht habe: ehrenamtliche Arbeit, direkt um die Ecke, in deutscher Hand und strandnähe, mit tollen, ebenso spirituellen Menschen… und meinem Traumhund 🙂 Ich war so gut wie jeden Tag dort, weil ich es geliebt habe… Mir wurde sogar ein kleiner Lohn angeboten, aber genau davon wollte ich mich einmal komplett lösen: Zeit gegen Geld – im absoluten Vertrauen, dass für mich immer und zu jeder Zeit gesorgt sein wird. Am Ende war es auch so, ich hatte immer genug Arbeit und keinerlei Einbußen, mir wurde eine tolle neue Unterkunft vermittelt, die mich nur die Hälfte gekostet hat, mit sensationeller Aussicht und ich wurde z. B. öfter zum Essen eingeladen… Es hat mir an nichts gefehlt und ich bin so dankbar, dass ich auch durch die Aufträge meiner Kunden diesen Weg gehen konnte.
Es gibt eben viele Wege, wie das, was Du brauchst, zu Dir findet!
5,5 Monate Kreta waren dann kein Umweg mehr, die Route wurde neu berechnet, als Gummistiefel quasi an meinen Füßen fest gewachsen waren und Schnuddel-Klamotten zum täglichen „outfit of the day“ wurden…
Als Äußerlichkeiten unwichtig und eigene Bedürfnisse in der Wichtigkeit neu bewertet wurden…
Als Geben zum Nehmen wurde, weil das Zusammensein mit den Hunden, die teilweise völlig verängstigt und verstört aus schlimmen Verhältnissen gerettet wurden und plötzlich aufblühten, so glücklich machte und die bedingungslose, dankbare Liebe dieser Mäuse so inspirierend auf mich einwirkte.
Ich glaube ich habe meine Zeit auf Erden noch nie sinnvoller verbracht, die 3 Monate im Tierheim mit dem ganzen Drumherum haben mich unheimlich geerdet.
Ich weiß heute außerdem endlich wie man einen Ofen anmacht 😀 Wo man am besten am Strand nach Kleinholz sucht, wie es ist, im Schneegestöber und Sturm in Gummistiefeln zum entfernten Holzstapel zu stiefeln um schwere Holzblöcke ins Haus zu schleppen, weil man die Kälte einfach unterschätzt hat… wie es ist, sich selbst einfach nicht so wichtig zu nehmen, das große Ganze zu betrachten, vor allem seinen Platz oder seine Aufgabe im großen Ganzen zu erkennen. Ich habe mich teilweise selbst nicht wieder erkannt, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal geschminkt war oder Parfüm getragen oder mich raus geputzt habe… Das heißt nicht, dass ich heute eine andere bin, aber ich glaube, da ist mehr Gelassenheit entstanden, mehr Gleichgültigkeit unwichtigen Dingen gegenüber, ich denke heute schminke ich mich aus anderen Gründen als zuvor.
Das Ziel ist das gleiche geblieben – glücklich sein!
Erfolg definiere ich nur noch darüber, wie glücklich ich bei einer Sache bin und wahres Glück entsteht tatsächlich dort, wo man dem großen Ganzen dienen kann, bedingungslos… wo man sich selbst aus dem Rampenlicht ein wenig mehr zurück zieht!
Die Route hätte ich zuvor ganz anders gewählt, auf dieser wären mir aber Facetten meiner Person völlig verborgen geblieben.
Letztlich hat sich mein Wunsch erfüllt, ein halbes Jahr im Ausland zu verbringen und 5,5 Monate Kreta haben mich zu komplett anderen Zielen geleitet, die ich selbst nie für möglich gehalten habe – dazu irgendwann mehr 😉
Die Route wurde neu berechnet… und wer anpassungsfähig, kreativ und mutig bleibt, stets selbst an einer stabilen mentalen, positiven Haltung arbeitet, dem werden noch ganz andere Türen geöffnet!!!
Cheers :-*